Tierische Pflegestelle 

Mitglied im

                                   Diese Pflegestelle arbeitet ehrenamtlich für Tierschutzvereine                                                                                           
Die Vermittlung der Tiere, die auf diesen Seiten vorgestellt werden, erfolgt ausschließlich gegen Schutzgebühr und Schutzvertrag durch den bei jedem Tier vermerkten Tierschutzverein!

  zur Starseite

"Maremmanos handeln eigenständig, territorial und bewachen alles, worauf sie als Welpe geprägt wurden"

Wesen und Verhalten eines Maremmanos
Maremmani sind eigenständig arbeitende und entscheidende Hunde, die zwar einerseits Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, die andererseits auch blitzschnell reagierend in eine Situation eingreifen, wenn sie es für nötig halten. Grundsätzlich gehen sie Konfrontationen und/oder Angriffen durch tiefes Bellen und Drohgebärden aus dem Weg. Hektik ist den Maremmani absolut fremd. Die Aufgaben, die er gestellt bekommt führt er zuverlässig aus, jedoch nicht dann wenn wir das wollen, sondern wenn er das für Richtig hält und dann auch in seinem eigenen Tempo.
Wer einen Hund sucht, der Befehle schnellstens ausführt und blinden Gehorsam an den Tag legt, der würde mit einem Maremmano früher oder später unglücklich werden und ein weiteres Mal würde es heißen, der gehorcht nicht, der ist nicht erziehbar, wir kommen nicht mit ihm klar und müssen ihn abgeben...
Herdenschutzhunde ganz allgemein werden nie "blind" gehorchen. Es entspricht nicht ihrer Art und auch nicht der Aufgabe, für die sie gezüchtet und eingesetzt werden. Wenn sie ihre Herde bewachen, dann arbeiten sie im Rudel und nicht selten sieht man, dass sie bei ihrer Arbeit nicht vom Schäfer betreut und akustisch geführt werden. Sie arbeiten selbständig und treffen eigene Entscheidungen. Gleiches gilt für das eigene Territorium und seine Menschen. Herdenschutzhunde sind - anders als Hütehunde - nicht menschengebunden, sondern reviergebunden, d.b. territorial. Diese Selbständigkeit ist ganz typisch für alle Herdenschutzhundrassen. Sie bewachen und verteidigen alles, worauf sie als Welpe geprägt wurden.  Dies muss bei der Überlegung und Planung unbedingt mit einbezogen werden, wenn es darum geht, sich einen Hund auszusuchen der zu einem passt und dem man ein Zuhause auf Lebzeiten geben möchte.
Wenn ein Maremmano als Welpe gut sozialisiert wird, wird er außerhalb seines Territoriums mit anderen Hunden entsprechend tolerant und freundlich umgehen. Allerdings sollten sie sich nicht in sein Revier verirren, denn alles und jeder der es wagt "sein" Territorium zu betreten, wird erbarmungslos vertrieben. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass ein Maremmano auch einen ausgesprochen ausgeprägten Jagdtrieb besitzt.

Maremmani sind sehr selbständige Hunde mit festen Charaktereigenschaften. Dazu gehört ein ausgeprägter Schutztrieb, scharfe Sinne, eine hohe Wachsamkeit und ein starkes Territorialverhalten. Sie sind misstrauisch gegenüber Fremden, aber nicht aggressiv. Ihre Strategie ist die defensive Abwehr, was ihnen dank ihrer stattlichen Größe auch in den meisten Situationen gelingt. In Gefahrensituationen zeigen sie eine große und schnelle Verteidigungsbereitschaft.
Ein gut geprägter und vernünftig sozialisierter Maremmano wird bei hunde- und artgerechter Haltung ein souveräner Kumpel und zuverlässiger Begleithund. Er ist intelligent, besitzt ein gesundes Maß an Misstrauen, ist schlau und manchmal hat man den Eindruck, er habe in seiner früheren Verwandtschaft etwas mit Eseln zu tun gehabt, denn hin und wieder reagiert er auch schon mal stur. Wobei ich an dieser Stelle den Esel aber nicht wirklich als Stur = Ungehorsam bezeichnen will. Die Esel sind einfach nur schlau genug, keinen unüberlegten Schritt zu machen, wenn ihnen der Weg zu unsicher ist. Bei den Maremmani ist es jedoch tatsächlich die berühmt berüchtigte Sturheit, die ihn unter anderem auszeichnet.

Haltung und Erziehung
Ich habe irgendwo mal einen sehr anschaulichen und treffenden Satz zum Thema Erziehung eines Maremmano gelesen: "Ein Maremmano ohne Erziehung ist wie ein Geländewagen ohne Bremsen" (Leider weiß ich nicht mehr, wo genau ich das gelesen habe, daher kann ich auch keinen Quellenverweis anbringen. Lieber ursprünglicher Verfasser, zürne mir deswegen bitte nicht) Ich fand dieses Beispiel ungemein treffend, suggeriert es einem doch sofort eine genaues Bild vor dem geistigen Auge was einen erwartet, wenn man mit defekten Bremsen im Gelände unterwegs ist...
Ein Maremmano braucht ständig neue Reize, auf die er sich einlassen kann. Die Haltung in einer Wohnung ist daher zum einen zu reizarm und vor allem auch im Vergleich zu seiner Körpergröße wenn er ausgewachsen ist absolut zu klein. Der Maremmano liebt seine Freiheit und muss sich jederzeit in "seinem" Revier davon überzeugen können, dass alles in Ordnung ist. Kann er seiner Aufgabe - also der Bewachung - nicht nachkommen, laufen Sie als Halter Gefahr, dass er verhaltensauffällig wird, was sich bis hin zur Aggression entwickeln kann. Trotz seines Freiheitsdrangs sucht und liebt dieser Hund die Nähe zu ihrem Menschen. Aber wenn ein Maremmano nicht artgerecht gehalten werden kann und daraufhin dann ungewollte Verhaltensauffälligkeiten an den Tag legt, dann geben Sie als Halter bitte nicht den Buhmann an Ihren Hund weiter, denn der trägt in diesem Fall überhaupt keine Schuld.

Um einen Maremmano auszubilden bedarf es viel Geduld, Konsequenz und Einfühlungsvermögen. Arbeiten Sie viel mit ihm und beschäftigen Sie ihn, ansonsten wird er sich schnell langweilen weil er unterfordert ist und das wird sein Verhalten negativ beeinflussen.  Bedingungslosen und blinden Gehorsam kann man einem Herdenschutzhund nicht anerziehen, weil ihm Unterwerfung völlig fremd ist und auch nicht seiner Natur entspricht. Von Natur aus haben Herdenschutzhunde einen stark ausgebildeten Schutztrieb, der durch eine Schutzhundausbildung keines Falls noch verstärkt werden sollte. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er aufgrund seiner Wesenszüge und seines angeborenen Verhaltens unkontrollierbar wird. Seine Selbständigkeit und seine Unabhängigkeit wird Ihnen bei einer klassischen Hundeausbildung ständig im Weg sein. Der Besuch einer Herdenschutzhunderfahrenen(!) Hundeschule ist dringend anzuraten. Wenn Sie einem Maremmano-Welpen ein neues Zuhause schenken, müssen Sie dafür Sorge tragen, dass er sehr gut sozialisiert werden muss. Eine versäumte Sozialisierung im Welpenalter lässt den bereits an sich misstrauischen Maremmano zusätzlich unsicher werden. In Kombination mit seinem ausgeprägten Schutztrieb kann das eine gefährliche und bedrohliche Konstellation ergeben. Ein nicht-sozialisierter Herdenschutzhund kann später noch so gut gehalten werden, das Defizit der Sozialisierung kann - einmal versäumt - nicht mehr nachgeholt bzw. ausgeglichen werden.
Spätestens JETZT müssen Sie sich Ihrer Verantwortung ganz deutlich bewusst sein, dass der Welpe vom ersten Augenblick des Einzugs an bei Ihnen ausgebildet und sozialisiert werden muss. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, zu sagen "er muss sich doch erst mal eingewöhnen". Sie müssen von Beginn an klar stellen, wer das Sagen in Ihrem Rudel hat - nämlich nicht er! Machen Sie sich vor allem auch die kurze Zeitspanne der Sozialisierungsphase beim Hund bewusst, die zwischen der 12. und 16. Woche bereits endet! Bis dahin müssen Sie die Grundlagen seines von Ihnen gewünschten zukünftigen Verhaltens gelegt haben. Verpassen Sie die Zeit der Sozialisierungsphase, bzw. lassen diese Zeit ungenutzt verstreichen, werden Sie einen immer unsicher reagierenden Herdenschutzhund in ihrer Familie haben, mit dem ein unproblematisches Zusammenleben nicht möglich sein wird.
Seien Sie sich bewusst darüber, dass es keine Chance auf eine zweite Phase der Sozialisierung gibt. 

An dieser Stelle kann natürlich kein kompletter online-Erziehungskurs von Herdenschutzhunden erstellt werden. Die bisher genannten Punkte habe ich nur aus dem Grund grob angerissen, weil sie Ihnen eine Hilfestellung bei Ihren Überlegungen sein sollen, auf was Sie sich bei einem Hirtenhund/Herdenschutzhund einlassen und um die Frage im Familienverband zu klären, ob sich alle darüber einig sind, sich dieser Herausforderung mit allen Konsequenzen zu stellen. Oder aber auch nicht. Bitte informieren Sie sich, ob es in Ihrer Nähe eine Hundeschule mit entsprechender Erfahrung gibt, bevor Sie sich für einen Herdenschutzhund entscheiden.
Für die gesunde und artgerechte Entwicklung eines Hirtenhundes/Herdenschutzhundes ist es unbedingt notwendig, dass "seine" Menschen alle an einem Strang ziehen  müssen und alle mit liebevoller aber deutlicher Konsequenz der einmal eingeschlagenen Richtung folgen müssen.
"Er darf - er darf nicht - er darf - er darf nicht..." verunsichert nicht nur einen Herdenschutzhund in besonderem Maße, sondern alle Hunde - und zwar egal welchen Alters und welcher Rassenzugehörigkeit sie sind. Dem "Erfolg" ihrer persönlichen Inkonsequenz werden Sie früher oder später Rechnung tragen müssen - und zwar, in dem der Hund machen wird was er will, was er in einer bestimmten Situation für richtig hält und/oder zu welchem Zeitpunkt er das Befolgen (oder Nicht-Befolgen) für angemessen hält.
Der Ursprung eines solch "ignoranten" Verhaltens seitens des Hundes liegt - so ungern man das jetzt auch hören mag -  immer beim Besitzer, machen Sie sich das klar. Der Hund trägt an dieser Verhaltensweise keine Schuld. Sie haben ihm nicht vermittelt, dass er sich auf Sie, Ihre Regeln und/oder Grenzen verlassen kann und er auf diese Grundwerte jederzeit vertrauen darf.

Copyright © Tierische Pflegestelle 2010

zur Starseite

tierische-pflegestelle.de                                                                                                                                                                                                                                                                        Impressum