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"Puntos Suche soll endlich ein Ende haben!"
10.
September 2012
3
Jahre, 3 Monate, 1 Woche und 2 Tage ist Punto jetzt alt. Vor 2 Jahren, 7 Monaten
und 1 Woche zog Punto verstört und traumatisiert in die Pflegestelle in Bornheim
ein, wo er seit dem 31 Hunde hat einziehen und 30 Hunde wieder hat ausziehen
sehen, weil sie ein liebevolles Zuhause gefunden haben. Und auch 30 Katzen hat
Punto in dieser Zeit überdauert. Manuel, der ebenfalls als Pflegehund von
Sardinien nach Deutschland kam, hatte nach wenigen Tagen in der Pflegestelle
sein endgültiges Zuhause hier gefunden und steht Punto seitdem wie ein Fels in
der Brandung bei und bietet ihm die nötige Orientierung wenn er unruhig wird,
weil ihn etwas verunsichert. Die beiden sind wie Brüder geworden und teilen
jeden Spaß, viele Freunde, ein ganzes Bett und auch das ein oder andere
Leckerchen miteinander. Wo der eine ist, ist der andere nicht weit. Punto weiß,
dass er in Manuel den Ruhepool findet, wenn er verunsichert ist und Manuel weiß
seinerseits sofort, wann Punto ihn braucht und legt dann seinen riesigen Kopf auf Puntos Rücken und scheint
sagen zu wollen:" Bleib cool Kumpel - ist wirklich alles nicht so schlimm wie Du
denkst". Immer wieder gab es Interessenten, die fasziniert von
Puntos Äußerem waren und sich daraufhin bei proTier wegen einer Adoption von ihm
beworben haben. Darin waren sich alle Bewerber einig: "er sieht prachtvoll aus
mit seinem glänzenden Fell". Nur leider ist das für eine Adoption nicht
ausreichend und spätestens wenn die Sprache darauf kam, dass Punto niemals ein
Hund sein wird, der offen und frei auf die Menschen zugehen wird und man mit
monatelanger Vertrauensarbeit rechnen müsse war das vorher so große Interesse
schlagartig erloschen. Aber es gab auch einen Bewerber, der sich viel Zeit nahm
und Punto wochenlang in der Pflegestelle besuchte und mit ihm, Manuel und mir
Spaziergänge unternahm. Leider zeigte sich in dieser Zeit aber ganz deutlich,
dass Punto keinesfalls als Einzelhund vermittelt werden kann, weil ein
souveräner Begleithund für seine Entwicklung enorm wichtig ist, an dem er sich
in allen Lebenslagen orientieren kann.
Vor ein paar Wochen erreichte
mich dann eine Email von dem Paar, dass Puntos Schwester adoptiert hatte, gleich
nachdem die beiden verschreckten Hascherl in Deutschland ankamen. Sie würden
Punto gerne kennen lernen und ihn adoptieren, wenn sich ihr bestehendes Rudel und
Punto miteinander verstehen würden. Also zog ich mit Punto los in sein
vielleicht zukünftiges Zuhause. Was ich dort gesehen habe war ein absoluter
Traum! Hier könnte Punto sich ganz bestimmt wohl fühlen. Ein großes
Waldgrundstück, dass mannshoch eingezäunt war, versprach aufregende Abenteuer
und auch das bestehende Rudel nebst Puntos schüchterner Schwester schien ihm
wohl gesonnen. Ein paar Stunden verbrachte ich mit Punto dort, bis ich mich am
Abend wieder mit Punto auf den langen Heimweg machte. Ein paar Tage Bedenkzeit
für beide Seiten später trudelte dann die Email ein mit der ich in dieser Art
gar nicht gerechnet hatte. Punto habe ihnen bei dem Treffen signalisiert, dass
er längst zu mir gehören würde und ob ich nicht darüber nachdenken wolle, ihm
selber (s)ein Zuhause zu schenken... In dieser Art gingen in der vergangenen
Woche einige sehr emotionale Emails zwischen uns hin und her und nun steht es
ganz offiziell fest: Puntos unsichere Zukunft soll endlich ein Ende haben! Eine
großherzige Patenschaft ermöglicht es mir, Punto nun tatsächlich selber
adoptieren zu können und ihm damit das immer über ihm schwebende Damoklesschwert
nehmen zu können, dass er eines Tages hier ausziehen müßte. Und über die
Patenschaft hinaus hat das Paar Punto in die Pfote versprochen, dass er niemals
unversorgt sein wird, ganz egal was das zukünftige Leben mit sich bringt. Und
darum steht nun unwiderruflich fest, dass mein Puntelchen nie wieder Angst davor haben muss,
dass sein mühsam in mich gewonnenes Vertrauen enttäuscht werden könnte.
Gemessen an dieser wundervollen Patenschaft ist mein "Danke" und Puntos
Purzelbaum vor lauter Glück viiieeel zu wenig, aber beides kommt aus tiefstem
Herzen!
Puntos
Geschichte auf Sardinien:
Gemeinsam mit seinen 5 Geschwistern wurde Punto im Hinterland
Sardiniens ausgesetzt, wohl wissend, dass die viel zu jungen Hunde sich nicht
selber versorgen können und verhungern und verdursten werden. Als Punto von
Tierschützern gefunden wurde, drückte er sich völlig verängstigt und viel zu
schwach um noch weglaufen zu können mit seiner einzigen noch lebenden Schwester
an die 4 Geschwister, die dem nicht zu stillenden Hunger, Durst und der Hitze
nicht mehr standhalten konnten und bereits vor Tagen gestorben waren. Punto und
seine Schwester Virgola wurden in eine Auffangstation des Tierschutzvereins proTier e.V.
gebracht und als Puntos Schwester
von einem netten
Paar
in Deutschland adoptiert wurde, erhielt er ebenfalls die Chance mit ihr gemeinsam nach
Deutschland auszureisen. Damals war er 8 Monate alt, alle Prägungsphasen waren
abgeschlossen und ungenutzt verstrichen, so dass Punto bis zu seiner Ausreise
noch nichts kennen gelernt hatte. Er wusste nicht, dass Hände nicht nur schlagen
und misshandeln, sondern dass sie auch streicheln und massieren können. Er hatte
nicht gelernt, dass Stimmen auch flüstern können und Worte ihn
umschmeicheln können. Alle Umweltreize, die für gut sozialisierte Welpen
und Junghunde als völlig normal und harmlos
empfunden werden, waren für ihn fremd, unheimlich und schrecklich beängstigend.
Alles, was für uns selbstverständlich ist, war für Punto alarmierend und
versetzte ihn in allergrößte Panik.
Mir hat es fast das Herz zerrissen
als ich bei seiner Ankunft in der Pflegestelle seine furchtsam geduckte und
gleichzeitig erstarrte Haltung sah und in seine panikerfüllten und weit
aufgerissenen Augen geschaut habe. Am 6.2.2012 begann unsere gemeinsame Zeit des
Lernens und Lehrens.
Punto wurde über
die Tierschutzorganisation
pro Tier e.V., Eichenallee 29, 41469 Neuss, www.protier-ev.de
mit Schutzvertrag und gegen eine Schutzgebühr vermittelt.
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